Porträt: Boris Goldstein

Station 2: Vielfalt

  • 25.12.1922 geb. in Odessa
  • erste Ausbildung in Odessa
  • 1930-1944 Studium am Konservatorium in Moskau (1953 offizieller Abschluss)
  • 1933 Preis beim Musikwettbewerb der UdSSR
  • 1934 Förderung durch Jascha Heifetz
  • 1935 1. Preis beim Wieniawski-Wettbewerb in Warschau
  • 1937 Preisträger beim Ysaÿe-Wettbewerb in Brüssel
  • im Anschluss daran Konzertreise in Europa
  • 1941-1974 Solist der Moskauer Philharmonie
  • 1954-1974 Lehrer am Gnessin-Musikinstitut in Moskau
  • 1955 Konzertreise in Griechenland
  • 1958 Konzertreise in Ungarn (danach keine Ausreisegenehmigung mehr)
  • Diskriminierung durch die Kulturbürokratie der UdSSR
  • (erst) ab 1960er-Jahren Schallplattenaufnahmen
  • 1974 Übersiedlung in die Bundesrepublik Deutschland
  • internationale Konzerttätigkeit
  • ab 1976 Professor an der HfM Würzburg
  • 8.11.1987 gest.[1]

In erster Linie liegt mir die harmonische Gesamtentwicklung eines jungen Künstlers am Herzen. Es gibt so oft steile Karrieren am Anfang, die nach kurzer Zeit, oft nach einem Jahr schon, enttäuschen, weil die jungen Menschen überfordert sind. Besonders in Deutschland fällt es mir auf, dass alle gern zu früh viel zu schwere Werke spielen möchten und dann verkrampfen. Ein Lehrer und ein Schüler müssen den Mut haben, eine Zeit lang, sagen wir einmal drei Monate, nur leere Saiten zu streichen und dabei auf lockere Bewegungen und entspannte Muskulatur zu achten. Auch auf einem hohen Niveau sollte man viel mehr die organische Entwicklung berücksichtigen. Lieber leichtere Sache spielen, aber richtig.[2]

Prof. Michael Szykulski, Goldstein-Schüler an der HfM Würzburg 1981-1986, erinnerte sich 2017 wie folgt an seinen Lehrer:

Goldstein war ein russischer Virtuose, der als Wunderkind bereits von Jaffa Heifetz sehr gelobt worden war, was ihn sehr geprägt hat. Er hat Heifetz dafür verehrt und regelmäßig Geburtstagskonzerte für ihn veranstaltet. Goldstein war ein prominenter Lehrer, zu dem in den 1980er-Jahren sogar Studenten der Juilliard-School zu Meisterkursen kamen. Er unterrichtete in Russisch oder gebrochenem Deutsch und war ein strenger Lehrer mit sehr hohen Ansprüchen. Seine Klassenvorspiele wurden mit Rezensionen in der Zeitung bedacht. Er hat nie verstanden, warum ihm Schulmusiker als Studenten zugeteilt wurden; sie kamen ihm wie Zirkusgeiger vor. 2012 fand an der Hochschule ein Konzert anlässlich von Goldsteins 90. Geburtstag mit ehemaligen Schülern und seiner Witwe statt.

Fußnoten

  1. ^ Vgl. Jakow Sorocker, Boris Goldstein. Das Leben eines Geigers, aus dem Russischen übertragen von M. Bickel, Jerusalem 1983.
  2. ^ Äußerung Goldsteins in einem Interview in: Hochschulmitteilungen 1977/78.